DAS Lebensgefühl der 50er und 60er Jahre - Geschichte des Boogie-Woogie

Als Vorläufer des Rock'n'Rolls findet der Boogie-Woogie wegen seines eigenen Charakters bei allen Altersklassen zunehmend wieder Zuspruch. Im Boogie-Woogie können die Freiheiten der tänzerischen Elemente, die Varianten der Grundschritte und der Witz und Charme der Figuren voll zu Geltung gebracht werden. Jedes Tanzpaar hat dabei seinen eigenen Stil, wie man welche Figuren oder Sequenzen beginnt.
Im ursprünglichen Swing-Dance tanzten die Paare meistens in ihren Tanzcafes - jedes Tanzcafe hatte dabei seine Starpaare, die dort individuell den Stil prägten. Gerade diese Individualität ist wohl der Reiz des Boogie-Woogies, denn nach Jahren der Techno-Orientierung mit der charakteristischen Isolation auf einen Tänzer/in scheint das Pendel wieder auf das Zweierteam des Tanzpaares zurückzufallen - und darauf, daß man expressiv zeigt, was man kann.

Der Boogie-Woogie gehört neben dem Lindy-Hop zu den Tanzsportarten, in denen man am ausgeprägtesten die Musik interpretiert und dazu mit seiner Tanzpartnerin die Ausführung gestaltet. Ein langsamer, trauriger Blues kann mit viel Geschmachte und Herz-Schmerz interpretiert werden - lange, gezogene Schritte und Führung unterstützen dabei die Ausstrahlung und das Gefühl der Tänzer. Ein langsamer Love-Boogie kann mit erotischen Einlagen frisiert werden, bis es in der Luft knistert - auf dass der Herr die Dame sinnlich um den Finger zu wickeln versucht.
Eine schnelle Musik wird dabei ebenso mit Mimik, Gestik und Ausstrahlung unterstrichen wie eine langsame - hier sind fetzige Fußtechniken sowie überraschende Figuren angesagt, die den Zuschauer zum Staunen bringen sollen.
Im Boogie-Woogie kommt es mehr noch als im Rock'n'Roll auf die Harmonie und Synchronität innerhalb des Tanzpaares an. Da es keine festen Folgen gibt - allerhöchstens eingespielte Sequenzen - muß zwischen Dame und Herr eine ständige, konzentrierte Kommunikation durch Führung, Mimik und Gestik bestehen. Was der Herr nicht führt, tanzt die Dame nicht - und wenn's mal schiefgeht, muß halt kräftig improvisiert werden. Bei einem Auftritt kann so zum Beispiel schon mal ein Gläschen Sekt mit dem Gastgeber getrunken werden, bevor man seine Show darbietet. Auf dessen Frage, ob man denn nicht sein Programm vergessen kann, antwortet ein Boogie-Tänzer immer gelassen:
"Es gibt kein Programm, wir tanzen Boogie...!"
Also, liebe Freunde des Tanzsportes, kommt vorbei und probiert es auch mal aus!


